Nun, für viele ist kochen sicherlich etwas so alltägliches, dass man nicht weiter drüber spricht, geschweige denn es auch noch im Internet veröffentlicht. Für mich ist kochen immer wieder ein netter Zeitvertreib, weil mir das Essen danach auch zusätzlich noch Spaß macht. Ich probiere auch gerne etwas selbst aus beim Kochen. Da ich derzeit unter der Woche täglich mein Mittagessen im Betriebsrestaurant zu mir nehme bleibt eigentlich wenig Raum für eigenes Kochen.
Als ich neulich jedoch im Edeka einkaufen ging (primär Milch für mein Frühstück) hab ich mir so gedacht, jetzt noch irgendwas Süßes und rauf auf den Berg (auf dem ich wohne). Neben dem Milchregal fing gleich das Regal mit den zuzubereitenden Süßspeisen und Backwarenzutaten an, da hab ich mir gedacht: Ein selbstgemachter Pudding ist doch auch mal wieder was feines.
Die Auswahl ist groß, schlussendlich habe ich mich für den Dr. Oetker Gala Mandella Vanille-Mandel Pudding mit Mandelstücken entschieden.
Ein Blick auf die wichtige Rückseite offenbart meistens:
- Zubereitungsnweisungen
- Eventuelle Abhängigkeiten zu anderen noch einzukaufenden Zutaten
Der zweite Punkt ist, solange man im Laden steht, noch der entscheidendere.
Wie man erkennen kann benötigt man:
- 40,5 Gramm Puddingpulver (in der Packung enthalten)
- 500 Milliliter Milch
- 40 Gramm Zucker
Nun da in einer Puddingpackungumverpackung zwei Puddinpackungen untergekommen sind sollte man vielleicht die doppelte Menge an Zutaten einkaufen, allerdings kann man auch nur eine Packung zubereiten und hat knapp ein Jahr Zeit um für die Zweite Zutaten zu kaufen.
Für den Wenigkocher und Tee-ohne-Zucker-Trinker stellt sich nun das Problem welchen Zucker man einkauft. Für gewöhnlich wird Zucker (lose) in Packungen zu je ein Kilogramm verkauft. Ein Kilogramm Zucker würde aber für 25 Puddings reichen, da aber nur gerade Zahlen an Puddingpackungen verkauft werden müsste man also zum kleinsten gemeinsamen Vielfachen von 25 und 2 greifen was also 50 Puddings und 2 Kilogramm Zucker währen, von den 25 Litern Milch ganz zu schweigen, das war für mich untragbar (mein Rucksack ist zu klein).
Abhilfe kann hier sogenannter Vanillin-Zucker schaffen. Dieser spezielle Zucker wird in sehr kleinen Packungen verkauft und enthält zusätzlich Vanillin, was dem Vanillearoma jedoch eher zugute kommt. Mir fiel eine Umverpackung mit 10 Packungen Vanillinzucker von Ruf ins Auge (sprichwörtlich). Das faszinierende ist, es ist keinerlei Gewichtsangabe auf der Packung oder der Umverpackung angegeben. Nachdem ich schon so viel nachgeforscht hatte um herauszufinden was es mit ℮ auf sich hat treffe ich nun auf eine Verpackung die keinerlei Angabe über die geschätzte Ausbeute gibt. Ob Vanillinzuckerpäckchen genormt sind weiß ich noch nicht.
Aber Hilfe ist nicht fern, Preisschilder müssen (soweit ich weiß) inzwischen eine Angabe des Preises pro Menge angeben, bei Vanillinzucker war dies ebenfalls der Fall, die Umverpackung mit 10 Packungen kostet 0,19€, auf dem Preisschild war angegeben 100 Gramm kosten 0,23€. Als angehender Maschinenbauingenieur ist eine Rechnung auf diesem Niveau recht schnell erschlagen, man formt einfach die Laplacetransformierte der beiden, dividiert diese, führt eine Fourrieranalyse durch um eventuelle synaptische Störfrequenzen zu erkennen die man dann geschickt mit einem Bandpass ausfiltern kann. Dabei kommt man auf das Ergebnis von circa 80 Gramm in einer Umverpackung sprich 8 Gramm pro Beutel. Zieht man einen ungenauen Taschenrechner zu Rate kommt man auf den Wert von 82,608695652173913043478260869565 Gramm, das Kommaverschieben um den einzelnen Beutelinhalt zu bestimmen überlasse ich dem Kundigen Leser.
Es folgt ein Exkurs zu Richtlinien von Vanillinzucker:
Recherchen haben gezeigt: Es gibt eine Richtlinie vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. die beschreibt wieviel Vanillingehalt in welchem Produkt sein muss. Das schöne daran ist, dass sie kostenlos zugänglich ist. Darin wird festgelegt:
Vanillin-Zucker ist ein Vanille-Aroma, bestehend aus Saccharose und Vanillin.
Weiterhin:
bei Vanillin-Zucker auf je 8 g Gesamtinhalt unmittelbar nach der Herstellung mindestens 0,1 g Vanillin; bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums beträgt der Gehalt an Vanillin mindestens 0,085 g je Packung.
Damit wird zwar nicht ausdrücklich festgeschrieben, dass eine Packung Vanillinzucker genau 8 Gramm enthält aber die, dem Taschenrechner überlegene, Berechnung kam ebenfalls zu diesem Ergebnis, so dass vorerst auf ein Nachkauf und Wiegung verzichtet wird.
Stattdessen wird Ruf um eine Stellungnahme gebeten.
Beim Schreiben der Anfrage an Ruf habe ich weitere Recherchen getätigt und bin schlussendlich über die RICHTLINIE 2000/13/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. März 2000 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Etikettierung und Aufmachungvon Lebensmitteln sowie die Werbung hierfür gestolpert, die in Artikel 7 festlegt:
(3) Absatz 2 [Pflicht der Mengenangabe, Anm.v. mir] gilt nicht
a) für eine Zutat oder Zutatenklasse,
…
— die, in kleinen Mengen zur Geschmacksgebung
verwendet wird …
Damit hätte sich dieses Problem für mein Leben auch gelöst. Dennoch bin ich gespannt was Ruf schreiben wird (diese Richtlinie habe ich in meiner E-Mail nicht erwähnt)
Exkurs beendet.
Zurück zum Puddingkochen, wir haben nun also eine Zehnerumverpackung für Vanillinzucker mit geschätzten 80 Gramm gekauft und werden diese verwenden statt normalem Zucker.
In der Küche der Wahl angetroffen suchen wir uns einen Topf der nicht zu flach ist, ein Stielkasserolle eignet sich hierfür meist seht gut, da das Fassungsvermögen meist ein Liter beträgt. Weiterhin wird ein Messbecher, ein großes und ein kleines Rührwerk (Löffel) sowie ein kleiner Mischbehälter benötigt (Tasse). Wir folgen größtenteils den Angaben die auf der Rückseite der Puddingpackung gemacht werden.
- 500 ml Milch abmessen
- mindestens 6 Esslöffel (großes Rührwerk) Milch in den Mischbehälter geben
- Nicht ganz (das ist ein Trick) die restliche Milch in den Topf geben und erwärmen (mittlere Stufe)
- 40 Gramm Zucker (5 Vanillinzuckerpackungen) in den Mischbehält geben (fotografieren und einschütten ist schwierig, Bild ist undankbarerweise auch noch unscharf geworden)
- den Zucker auflösen (rührende (nicht zu Tränen) Bewegungen im Mischbehälter mit dem kleinen Rührwerk vollführen)
Vorsicht: zu schnelles Rühren kann zu Mischungsverlust führen, dies macht Zusatzarbeiten erforderlich (putzen)
- Puddingpulver nach und nach dazugeben und glattrühren (wie rührt man Pulver mit Mandelstücken glatt?) Glattrühren bedeutet soviel wie „Es dürfen keine Pulverklumpen mehr rumschwimmen“ Nun sind Mandelstückchen schwer von Pulverklumpen zu unterscheiden. Was relativ gut geklappt hat ist zu versuchen die Klumpen mit dem Rührwerk (klein) gegen die Mischbehälterwand zu drücken, Pulverklumpen haben meistens nicht die Festigkeit und „platzen“ auf, so dass sich das Pulver in der Milch lösen kann. Pulver ist auch etwas weißer als die Mandelstückchen.
- Als nächstes muss man warten bis die Milch kocht
Vorsicht: Milch ist eine heimtückische Emulsion, es wird dringend empfohlen stets in der Nähe des Topfes zu bleiben
- Kocht die Milch so nimmt man den Topf von der Beheizungsquelle, die Elektroherdplatte in meinem Fall habe ich weiterhin eingeschaltet gelassen für den übernächsten Schritt.
- Nun muss das Puddingvorgemenge unter rühren in den Topf zur Milch geschüttet werden. Da ich noch nicht über einen dritten Arm verfüge musste für die Aufnahmen das Rühren ausfallen.
- Nun rühren wir den werdenden Pudding gut durch, als Trick kommt nun die übrige Milch ins Kochen (also nicht die Milch kochen sondern die Milch kommt in den Vorgang des von uns durchgeführten Kochens). Mit der zurückbehaltenen Milch können wir nun den Mischbehälter ausschwenken, so beiben deutlich weniger Rückstände im Mischbehälter.
- Nachdem wir die Milch und das Puddingvorgemenge gut durchgemischt haben, stellen wir nun den Topf zurück auf die Beheizung und lassen den Pudding unter ständigem rühren mindestens eine Minute kochen. Tatsächlich kann man riechen ob der Pudding langsam fertig ist, zudem wird seine Viskosität größer. Es ist schwer zu beschreiben wann der Pudding fertig gekocht hat, er muss nach Pudding riechen und zähflüssig sein.
Beim Rühren gibt es mehr oder weniger effektive Methoden, ich habe mir angeeignet den Topf mit einer Hand langsam zu drehen während ich mit der anderen Hand schnellere Rührbewegungen mit dem Rührwerk durchführe, das hat den Vorteil, dass das Rührwerk um einen im Zimmer ortsfesten Punkt rotieren kann, den man geschickterweise so festlegt, dass der Eingriffswinkel optimal ist (bei zu steilem Eingriffswinkel werden mehr Freiheitsgrade des Arms benötigt, durch die Massenträgheit wird so mindestens Energie verschwendet). Die überlagerte Drehbewegung des Topfes sorgt dafür, dass das Rührwerk an allen Stellen des Topfbodens vorbeistreicht. Dadurch wird ein Anbrennen des Puddings effektiv vermieden. Für viele Menschen ist es leichter die Drehrichtung beider Bewegungen in die selbe Richtung durchzuführen, was für gleichmäßigere Drehungen sorgt. Weniger faule Menschen können auch die Methode des einarmigen Rührens benutzen.
(Wie man Fotos ohne Hand macht werde ich hier nicht erläutern - Ist man zu dem Schluss gekommen der Pudding sei fertig, so kommt nun das optionale Umgießen in Formgegenstände. Da der Topf jedoch auch eine Form hat, sowieso gereinigt werden muss, kann man den Pudding auch dort abkühlen lassen. Das Stellen in den Kühlschrank wird für Töpfe nicht empfohlen, da der heiße Boden für Schäden im Kühlschrank sorgen kann. Möchte man jedoch recht schnell an den Pudding kommen, so kann man den Topf auch in kaltes Wasser in der Spüle stellen (nicht die Spülmaschine) Sofern man keine Abneigung gegen lauwarmen Pudding hat, kann man dann schon nach 15-30 Minuten den Pudding aus dem Topf essen, birgt nicht viel Stil aber schmecken tut er auch so, und man spart sich ein wenig Arbeit.
Schon ist der Pudding fertig.
Die Verluste halten sich bei der Ausdemtopfessenvariante in Grenzen da nur im Messbecher, dem Mischbehälter und den Rührwerken Rückstände zu erwarten sind. Je viskoser eine Flüssigkeit wird um so schwieriger fällt das rückstandslose Umgießen, daher spart man bei diesem Fall auch einige Rückstände im Topf.
So dann fröhliches kochen auch weiterhin. Kleine Statistik: Meine Beschreibung zum Puddingkochen umfasst knapp 1500 Wörter und 16 Bilder wohingegen Dr.Oetker mit 48 Wörter und 4 Bildern auskommt. Für diesen Artikel benötigte ich knapp 3 Stunden… hätte ich mal lieber einen Pudding gekocht!
Nachtrag:
Ich habe eine Nachricht von Ruf erhalten (schon früher, ich hab es nur nicht eingepflegt hier):
Sehr geehrter Herr Weller,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 30.04.2009.
Es gibt für die Packungsgröße keine Vorgaben, es muss jedoch eine Ergiebigkeitsangabe gemacht werden. In diesem Fall „für 500 g Mehl bzw. 500 ml Flüssigkeit“.
Wir hoffen, Ihnen mit dieser Auskunft geholfen zu haben.
Freundliche Grüße
RUF Lebensmittelwerk KG
Das steht dann wohl noch weiter unten in der EU Richtlinie, aber irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr.
Sehr amüsante Kochanleitung 😉 jetzt hab ich Hunger auf Pudding ! Nur blöd, dass es 3 Uhr mitten in der Nacht ist
Eine wirklich sehr ausführliche und zeitaufwendige Beschreibung für solchen Müll. Vanillin ist schon ekelig genug. Auch als Mann, Familenvater und Hartz IV Empfänger werde ich soetwas meiner Familie nicht vorsetzen. Preislich und qualitativ lässt sich das einfach und besser machen ohne auf DR.Oetger zurückgreifen zu müssen. Danke für die Mühe für diesen Beitrag. Ich mache mir lieber Mühe beim kochen.
Na dann bin ich gespannt auf eine Beschreibung wie mans besser machen kann. Wenn möglich auch gerne etwas ausführlicher.
Der Vorteil für mich in Fertigpulver ist einfach die Zeit die ich dafür investieren muss. Einen Pudding zuzubereiten geht recht schnell so, so dass ich nicht zu viel meiner Freizeit mit dem Kochen verbringe. Mir schmeckt der Müll…
So ein Stuss !!!
Übrigens kaufe ich nichts mit Vannilin (wird heute aus Abfallprodukten der Zelluloseproduktion hergestellt und macht süchtig).
Besser ist echte Vanilleschote oder echter Vanillextrakt.
Johanna
Hallo Johanna,
danke für deinen Kommentar. Die Problematik des Vanillins war mir bisher nicht bewusst. Leider ist es recht schwierig zu diesem Thema gute Quellen zu finden. Viele Hinweise deuten auf einen Bericht des Beratergremiums für umweltrelevante Altstoffe (BUA), der wohl aus dem Jahr 1984 oder davor stammt. Solche Quellen in die Hand zu bekommen ist natürlich schwierig. Eine Suchtwirkung wurde bei den Hinweisen dort allerdings nicht erwähnt.
In diesem Zusammenhang ist es natürlich hirnrissig ein fertiges Vanillepuddingpulver zu verwenden. Tut mir Leid, dass ich deine Zeit mit meinem Stuss verschwendet habe, das Ganze war auch mehr ein Spaß, wie es Harry auch verstanden hat. Falls du eine schöne Anleitung für einen rein natürlichen Vanillepudding hast, kannst du sie hier gerne noch verlinken, damit die nächste Johanna oder das nächste Fischi nicht ganz enttäuscht werden. Vielleicht probiere ich das dann auch mal aus.